Der Wakhan Korridor

Tief im Osten Afghanistans verborgen liegt eine der abgelegensten und mystischsten Regionen Zentralasiens: der Wakhan-Korridor. Dieser schmale Landstreifen, wie ein geopolitisch verlängerter Finger, trennt Tadschikistan von Pakistan und endet im äußersten Westen Chinas. Umgeben von den zerklüfteten Gebirgsketten des Hindukusch und des Pamirs wird der Korridor von wachischen und kirgisischen Nomaden bewohnt, die so leben, wie es ihre Vorfahren vor Jahrhunderten taten. Nur wenigen Reisenden gelingt es, diese abgelegene Ecke zu erreichen, aber die, die es schaffen, werden mit endlosen Tälern, Gletschern und einer fast unheimlichen Stille belohnt.

Am östlichen Ende des Korridors grenzt Afghanistan an den äußersten westlichen Zipfel Chinas: die Provinz Xinjiang. Diese kaum 100 Kilometer lange Grenze ist geschlossen und äußerst schwer zugänglich, mit nur einem militärischen Außenposten auf chinesischer Seite.

Dennoch ist diese Region von historischer Bedeutung: Zu Zeiten der Seidenstraße wurden über diese Bergpässe Waren, Ideen und Religionen zwischen Ost und West ausgetauscht. Heute ist der chinesische Teil des Korridors ein vergessenes Gebiet, eingezwängt zwischen undurchdringlichen Gebirgsketten und politisch sensiblen Grenzen. Für abenteuerlustige Reisende ist der Wakhan jedoch nach wie vor ein Ort, der die Fantasie beflügelt - ein letztes Aufatmen wahrer Wildnis am Kreuzungspunkt der Welten.

 

 

 

 

The Great Game

Im 19. Jahrhundert bildete der Wakhan-Korridor ein entscheidendes, wenn auch entlegenes Spielfeld in The Great Game - der geopolitischen Rivalität zwischen dem Britischen und dem Russischen Reich um Einfluss in Zentralasien. Als Russland seine Macht nach Süden in Richtung Zentralasien ausdehnte, befürchtete Großbritannien, dass dies schließlich zu einem Angriff auf Britisch-Indien führen würde. Um eine direkte Grenze zwischen den beiden Großmächten zu vermeiden, wurde 1895 der Wakhan-Korridor als Pufferzone ausgewiesen. Der schmale, kaum 20 bis 60 Kilometer breite Landstreifen diente als politischer Kompromiss: Er trennte Britisch-Indien (das heutige Pakistan) vom russischen Protektorat in Tadschikistan.

Obwohl der Korridor aufgrund seiner extremen Geografie - hohe Bergpässe, tiefe Täler und raues Klima - in der Praxis kaum passierbar war, hatte er einen unverhältnismäßig hohen strategischen Wert. Keine der beiden Supermächte wollte der anderen zu nahe kommen, und der Korridor fungierte als symbolische Mauer zwischen zwei Reichen. Ironischerweise wurden die Menschen in der Region nie nach ihrer Meinung gefragt; sie wurden zu Spielfiguren in einem imperialistischen Spiel, dessen Auswirkungen bis heute an den Grenzen der Region zu spüren sind. Der Wakhan-Korridor erinnert uns daran, dass selbst die trostlosesten Orte der Erde Schauplatz globaler Machtpolitik sein können.

Der Sonntagsmarkt von Kaschgar

Am Sonntag besuche ich den berühmten Sonntagsmarkt, einen der größten Freiluftmärkte Zentralasiens. Hier treffen Händler und Besucher in einem bunten Spektakel aus Geräuschen, Gerüchen und Geschmäckern aufeinander. Von handgewebten Teppichen bis hin zu exotischen Gewürzen bietet der Markt eine Fülle von lokalen Produkten. Er ist nicht nur ein Ort des Kaufens und Verkaufens, sondern auch ein Ort der Begegnung, an dem Kulturen aufeinandertreffen und Traditionen ausgetauscht werden.

Der Markt ist schon lange nicht mehr in der Altstadt, wo er sich einst befand, zu finden. Er ist inzwischen mehrmals umgezogen und befindet sich jetzt eine halbe Autostunde entfernt am Rande der Stadt. Aber die Atmosphäre dort ist immer noch dieselbe, die Menschen sind damit beschäftigt, ihre Schafe, Kühe, Pferde zu verkaufen, Staub steigt auf, es ist heiß, überall riecht es, niemand beachtet den einzelnen Ausländer.

Und natürlich gibt es viele Restaurants, in denen man sich hinsetzen kann; Kebab, Schafskopf, eine ganze Ziege, oder einfach nur frisch zubereitete Nudeln?

Der frühere Sonntagsmarkt ist übrigens in den Viehmarkt (siehe oben) und den „Großen Basar“ unterteilt. Letzterer wurde vor einigen Jahren geschlossen, wird aber demnächst in neuem Gewand wiedereröffnet. Allerdings in der Nähe der Altstadt, wo sich früher der Sonntagsmarkt befand.

Übrigens gibt es in Kashgar noch viele weitere Märkte zu besuchen. Jede Stadt hat einen Markt, am Samstag haben wir einen Markt eine halbe Stunde außerhalb von Kashgar besucht, der zwar kleiner ist als der Sonntagsmarkt, aber mindestens genauso authentisch.

Kaschgars Moscheen und Mausoleen

Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt besuche ich das Abakh-Khoja-Mausoleum, eine heilige Stätte für die muslimische Gemeinschaft in Xinjiang. Das Mausoleum mit seiner grünen Kuppel und den bunten Kacheln ist die Ruhestätte von fünf Generationen der Abakh-Khoja-Familie, darunter die berühmte Xiang Fei, die auch als „Duftende Konkubine“ bekannt ist. Die ruhige Atmosphäre und die schöne Architektur machen diesen Ort zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Natürlich hat sich auch hier die ganze Umgebung verändert. Vor 30 Jahren bin ich hier durch die Landschaft geradelt, jetzt ist es ein malerischer Ort in einem Stadtviertel mit einem großen Eingang und vielen Souvenirläden. Das Gebäude selbst ist nach wie vor schön.

Ich besuche auch einige Mausoleen, die jetzt auf der Touristenkarte stehen, das verfallene Skander Wang maqam, das einsam in einem Wohngebiet steht, nicht weit von der noch stehenden Mao-Statue. Von hier aus geht man durch den „Volkspark“ zum prächtigen Mausoleum von Yusuf Khass Hajib, ein wahrer Augenschmaus, in dem kein einziger Tourist zu sehen ist. Übrigens ist auch der Park selbst sehr unterhaltsam: Überall spielen Männer Mah-Jongg, Kinder treiben Sport, und am Vormittag gibt es häufig Gymnastik und Tanz von älteren Menschen.

In der Altstadt selbst steht noch immer die berühmte Id-Kah-Moschee, freitags noch immer das Zentrum des Gebets, zu anderen Zeiten hauptsächlich eine Attraktion für chinesische Reisegruppen.

Die ersten Ausländer im Wakhan-Korridor

In der Vergangenheit bin ich bereits durch den tadschikischen Teil des Wakhan-Korridors gereist und habe sogar kurz die afghanische Seite betreten. Aber jetzt, wo wir so nah an der chinesischen Seite sind, winkt das Abenteuer. Jahrzehntelang war der Korridor für Ausländer gesperrt, wahrscheinlich war seit den 1930er Jahren kein Ausländer mehr dort, aber wenigstens können wir uns einmal nähern. Seit etwa einem Jahr sind endlich auch chinesische Touristen willkommen.

Nach einer einstündigen Fahrt auf dem Karakorum Highway mit Blick auf den Kunjerab-Pass, die Grenze zu Pakistan, nehmen wir die Abzweigung zum Wakhan-Korridor. Sofort sehen wir ein Schild, dass Ausländern die Weiterfahrt untersagt ist. Wir zögern kurz und beschließen, auf dieser einsamen Straße weiterzufahren, auf der kein Mensch zu sehen ist. Doch bald taucht hinter uns ein Polizeiauto auf.

Wir fahren ruhig weiter und halten an einem Aussichtspunkt über den Wakhan-Korridor an. Wir können in Ruhe umhergehen und Fotos von der atemberaubenden Landschaft machen, und dann fragt uns ein freundlicher chinesischer Offizier, ob er unsere Pässe sehen kann. Nach einiger Kontrolle begrüßt er uns herzlich und lädt uns sogar ein, weiter in den Wakhan-Korridor zu fahren. Wow!!!

Wir fahren bis zum letzten militärischen Kontrollpunkt, wo viele Soldaten in einer kleinen Kaserne stehen, wir sehen sogar „Roboterhunde“ herumlaufen. Wieder werden wir ausgiebig kontrolliert und dann herzlich vom Kommandanten begrüßt, der erklärt, dass wir die ersten Ausländer überhaupt in diesem chinesischen Teil des Wakhan-Korridors sind. Und die Leute sind begierig darauf, Fotos mit uns zu machen! Wir werden gefilmt und bekommen eine Führung zu alten Fahrzeugen und handbemalten Steinen der Soldaten, die hier in großer Höhe die Grenze zu Afghanistan bewachen.

Was für ein Abenteuer! Immer noch ein kleines Stück auf den Spuren von Entdeckern wie Sven Hedin und Aurel Stein!

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