Es wird schon Abend, als wir das Dorf vom Bahnhof aus betreten. Das Keramikdorf Tokoname liegt mittlerweile angrenzend an ein Wohnviertel der modernen Stadt Nagoya, und das plötzliche Erscheinungsbild der traditionellen Holzhäuser entlang der aufsteigenden Kopfsteinpflasterwege wirkt wie eine erfrischende Brise an einem Frühlingmorgen.
Überall, wo ich hinschaue, stehen Wegweiser mit Galerienamen und Werkstätten für Töpferhandwerk. Zwischen den Häusern ist es grün. Wunderschöne Blumen und Pflanzen in großen, braunglasierten Keramiktöpfen schmücken die Gassen. Die Werkstätten sind geöffnet, und wenn ich gut lausche, höre ich das sanfte Surren einer Drehscheibe, das aus einem Atelier kommt.
Durch einen Türrahmen, vor dem noren (japanische Stoffvorhänge an einem Bambusstab) hängen, sehe ich zwei Klumpen an einem Paar Beinen, die mit indigoblauer Textilie umhüllt sind. Es sind die Beine einer älteren Dame, die die grob gedrehten Schalen des jungen Töpfers Watanabe Toshifumi ordentlich in einer Reihe aufstellt. Mit einem freundlichen Lächeln heißt sie uns mit einer weit ausgebreiteten Armbewegung willkommen.
Mit Händen und Füßen lernen wir, dass sie die Mutter von Watanabe ist, die die Arbeiten ihres Sohnes schützt, verwaltet und ja, wenn es unbedingt sein muss, auch verkaufen möchte. Was für wunderbare Stücke ihr Sohn aus dem Ton macht, der in dieser Region abgebaut wird. Dieser Ton enthält viel Eisen und färbt sich nach dem Brennen dunkelgrau bis dunkelbraun. Ein hinzugefügter grober Chamotte bringt die Schönheit der Unvollkommenheit, das Wabi Sabi, das ich so liebe.
Dies ist nur eines von etwa 20 Studios und Galerien im Dorf, und es wird mir schwindelig. Wo soll ich beginnen? Ich kann unmöglich alle betreten, ihre Arbeiten betrachten, anfassen, mich mit den Künstlern unterhalten und auch noch etwas kaufen. Ich möchte von Tür zu Tür rennen und alles in mich aufsaugen, aber Moment, das geht einfach nicht in ein paar Stunden. Atem ein, Atem aus. Morgen haben wir den ganzen Tag Zeit, all diese Schönheiten zu betrachten.
Jetzt auf der Suche nach Hill House 2, denn dort wartet unsere Gastgeberin, Frau Kazuko san, wahrscheinlich schon auf uns.