Die südliche Seidenstraße – auf den Spuren der Entdecker

Der südliche Zweig der Seidenstraße zählt zu den faszinierendsten und historisch bedeutendsten Handelsrouten der Welt. Dieser Abschnitt verlief entlang des Südrands der Taklamakan-Wüste im heutigen Xinjiang, China, und stellte über Jahrhunderte hinweg eine lebenswichtige Verbindung zwischen Ostasien und Zentralasien dar. Während die nördliche Route Städte wie Turpan und Hami passierte, führte die südliche Strecke entlang der Oasenstädte Miran, Khotan, Niya und Cherchen – Orte, die als Lebensadern in einem der trockensten Gebiete der Erde dienten.

Besonders während der Tang- und Han-Dynastien wurde diese Route intensiv genutzt. Sie war entscheidend für den Handel mit Seide, Jade, Gewürzen, Glaswaren, religiösen Ideen und Technologien. Handelskarawanen orientierten sich an den überlebenswichtigen Wasserquellen der Oasen, wodurch dort blühende Stadtgesellschaften mit buddhistischen Klöstern, Märkten und Zentren des Wissens entstanden.

Was diese Route so besonders macht, ist der kulturelle Schmelztiegel, der durch den Austausch zwischen chinesischen, indischen, persischen und zentralasiatischen Zivilisationen entstand. Dies lässt sich bis heute in archäologischen Funden erkennen – etwa in den buddhistischen Wandmalereien der Ruinen von Miran oder in den Manuskripten von Niya, die von einer florierenden multikulturellen Gesellschaft zeugen.

Obwohl die Taklamakan-Wüste berüchtigt ist für ihre gnadenlosen Sanddünen und ihr extremes Klima, bot der südliche Zweig der Seidenstraße im Vergleich zur nördlichen Route insbesondere im Winter eine sichere(re) Passage. Mit dem Aufstieg der Seehandelswege im 15. Jahrhundert verlor sie an Bedeutung – doch ihr historischer Einfluss ist bis heute spürbar.

 

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Entdecker entlang der Seidenstraße

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Taklamakan-Wüste zum Schauplatz intensiver wissenschaftlicher Neugier. Der schwedische Entdecker Sven Hedin war einer der ersten, der sich tief in die Wüste vorwagte. 1899 entdeckte er die lange verschollene Stadt Loulan wieder – einst eine blühende Oasenstadt an der nördlichen Route der Seidenstraße. Kurz darauf folgte der britisch-ungarische Archäologe Aurel Stein, der zwischen 1900 und 1916 mehrere Expeditionen in der Region leitete. Seine berühmteste Entdeckung war der Zugang zu den Höhlen von Dunhuang, wo er Tausende buddhistische Manuskripte und Wandmalereien sicherte – darunter das berühmte „Diamant-Sutra“, das älteste gedruckte Buch der Welt.

Der deutsche Orientalist Albert von Le Coq konzentrierte sich vor allem auf die Grottentempel von Turfan und die Ruinen von Qocho. Dort grub er zahlreiche Wandmalereien und Kunstgegenstände aus, die den Austausch zwischen buddhistischen, hellenistischen und persischen Kulturen belegen. Eine weitere Schlüsselfigur war der russische Entdecker Nikolai Przewalski, der bereits in den 1870er-Jahren Expeditionen durch Zentralasien leitete und als einer der ersten systematisch geografische und zoologische Daten der Region sammelte – darunter die Identifizierung des nach ihm benannten Wildpferds, des Przewalski-Pferdes.

Diese Pioniere legten gemeinsam den Grundstein für das westliche Wissen über die zentralasiatischen Hochkulturen und zeigten, dass die Taklamakan weit mehr war als nur ein Meer aus Sand – sie war ein bewahrtes Kreuzungspunkt der Kulturen.

Yarkand

Nachdem wir Kashgar und Tashkurgan erkundet hatten, beginnt das große Abenteuer: Die südliche Route der Seidenstraße per Zug – eine überland Fahrt von Kashgar bis nach Peking, via Yarkand, Hotan, Ruoqian, Turpan und Xi’an. Insgesamt über 5.500 Kilometer Schienenstrecke.

Mit Peter Hopkirks berühmtem Buch Barbaren an der Seidenstraße (eines von vielen Werken über die Seidenstraße aus unserer Sammlung) steigen wir ein – moderne Barbaren auf Zugabenteuern entlang der alten Handelsroute.

Erster Halt: Yarkand (auf Chinesisch auch Shache genannt), eine zweistündige Zugfahrt von Kashgar. Wir nehmen den Zug am Bahnhof von Kashgar, wo wir umfangreich kontrolliert werden. Vor der Gepäckkontrolle müssen wir zunächst in eine kleine Kabine, wo ein Polizist unseren Reisepass prüft – wir erhalten einen winzigen Bon und gelangen so zum Check-in. Ruhiges Warten bis etwa fünfzehn Minuten vor Abfahrt: Dann darf jeder zum Bahnsteig. Wir stehen in einer separaten Schlange, erneut wird der Pass kontrolliert – und schließlich ist es soweit: Die Fahrt beginnt.

Der Zug ist komfortabel, wir reisen im Softsleeper-Abteil, und das Erlebnis ähnelt klassischen Reisemethoden. Hochgeschwindigkeitszüge gibt es hier noch nicht – es ist bereits bemerkenswert, dass überhaupt ein Zug fährt.

Bei der Ankunft in Yarkand erfolgt erneut eine Kontrolle, danach betreten wir die Stadt. Auch Yarkand ist mittlerweile eine große Stadt – unvermeidlich im modernen China. Auffällig ist jedoch, dass sie im Gegensatz zu Kashgar noch stark uigurisch geprägt ist, mit wenigen chinesischen Bewohnern.

Yarkand zählt zu den ältesten und kulturell bedeutendsten Städten im Südwesten der Provinz Xinjiang. Strategisch an der südlichen Route der Seidenstraße gelegen, war die Stadt über Jahrhunderte ein wichtiges Knotenpunkt im internationalen Handels-, Kultur- und Religionsnetzwerk, das Ost und West verband. Viele Karawanen aus Indien (via Ladakh) trafen hier als erste Station in diesem Teil Chinas ein. Durch die Lage zwischen der Taklamakan-Wüste und dem Kunlun-Gebirge wurde Yarkand zur unverzichtbaren Station für Karawanen mit wertvollen Waren wie Seide, Jade, Gewürzen und Textilien.

Die Stadt war jedoch mehr als nur ein Handelszentrum: Sie wurde zu einem kulturellen Schmelztiegel, in dem buddhistische, islamische und vorislamische Einflüsse zusammenkamen.

In der Tang-Dynastie (7.–9. Jahrhundert) war Yarkand eng mit dem chinesischen Kaiserhof verbunden. Später, unter islamischen Dynastien wie den Karachaniden und der Chagatai-Khan-Dynastie, entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden religiösen und intellektuellen Zentrum. Im 16. Jahrhundert erlebte Yarkand eine Blütezeit als Hauptstadt des Yarkand-Khanats mit eigenem Hof, Religionsschulen und Palästen.

Bis heute ist die reiche Geschichte der Stadt spürbar. Berühmt ist sie für alte Friedhöfe, Mausoleen örtlicher Heilige und Dichter wie das Grabmal von Amannisa Khan – einer berühmten Dichterin und Hofmusikerin, die half, die klassische uigurische Muqam-Musikform zu bewahren. Auch der Basar und das historische Zentrum zeugen vom einst pulsierenden Handelsleben.

Wir erkunden die Altstadt, die besonders abends zum Leben erwacht. Überall duftende Imbissstände – ganz ohne Touristen, ähnlich der Foodstreet in Kashgar. Außerdem besuchen wir verschiedene Mausoleen und suchen die alte Stadtmauer. Alles in gemächlichem Tempo, denn es ist unheimlich heiß.

Abends beobachten wir an mehreren Orten ausgelassen tanzende Einheimische – ein Erlebnis, das uns auf der gesamten Reise mehrfach begegnen wird.

 

Erwarte keine pittoresk erhaltene Altstadt – doch Yarkand ist zweifellos eine authentische uigurische Stadt, deren Besuch uns großen Genuss bereitete.

Hotan

Nächster Halt: Hotan – ebenfalls ein legendärer Name entlang der Seidenstraße. Der chinesische Name lautet Hetian, früher war die Stadt auch als Khotan bekannt. Heute ist sie eine Millionenmetropole und deutlich größer als Yarkand. Die Zugfahrt von Yarkand nach Hotan dauert etwa 3,5 Stunden.

Nach der Ankunft fahren wir direkt in die Wüste hinaus – denn eines der spannendsten Dinge auf einer Reise wie dieser ist die Suche nach Überresten alter Städte entlang der Seidenstraße. Viele davon sind vom Wüstensand begraben und waren Anfang des 20. Jahrhunderts Ziel zahlreicher Entdecker und Archäologen.

Eine der bekanntesten Ausgrabungen ist die Rawak-Stupa – etwa eineinhalb Stunden Fahrt mitten durch den Wüstensand. Sie ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass der Buddhismus in früheren Zeiten hier blühte – aus Indien über hohe Gebirgspässe entlang der Seidenstraße eingeführt.

Anschließend besuchen wir das Mausoleum von Imam Azim, versteckt am Rande der Wüste – ein bedeutender Wallfahrtsort für Sufi-Pilger. Im nahegelegenen Dorf besichtigen wir zudem eine Seidenfabrik – schließlich folgen wir der Seidenstraße. Unter Maulbeerbäumen spazieren wir zur kleinen Manufaktur, wo wir den gesamten Prozess miterleben: vom Kochen der Kokons der Seidenraupe bis zum Weben des fertigen Stoffes.

In Hotan besuchen wir auch den berühmten Jademarkt. Seit Jahrhunderten ist Hotan bekannt als Ursprungsort der besten Jade Chinas – bis heute durchkämmen Schatzsucher die Flüsse, die vom Kunlun-Gebirge herabfließen, auf der Suche nach dem kostbaren Gestein.

 

Am Abend geht es zum Streetfood-Markt – allerdings etwas enttäuschend: überdacht, stark auf chinesische Touristen ausgerichtet und deutlich weniger authentisch als in Yarkand. Das Essen jedoch ist lecker.

Ruoqiang und die Schönheit von Loulan

Die lange Zugfahrt von Hotan nach Ruoqiang (auf Uigurisch: Charklik) führt uns nun wirklich mitten durch die Taklamakan. Dieser letzte Abschnitt des Taklamakan-Rings wurde erst vor zwei Jahren eröffnet. Unterwegs passieren wir Gebiete mit hohen Sanddünen, durch die der Zug auf erhöhten Viadukten fährt. Auch sehen wir viele grüne Schutzstreifen, die das Wüstenwandern des Sandes verhindern sollen – alle paar Kilometer steht ein kleines Haus, in dem Menschen in dieser extrem abgelegenen Umgebung leben, um die Bepflanzung zu pflegen.

Nach rund zwölf Stunden erreichen wir am Abend Ruoqiang – kein Ort, der auf den typischen Touristenrouten liegt. Auf unserer gesamten Reise sind uns keine westlichen Reisenden begegnet, und auch die chinesischen Reisegruppen sind seit Kashgar nicht mehr zu sehen.

Doch Ruoqiang ist historisch bedeutsam – als Zugang zum legendären Reich Loulan. Die tatsächlichen Ausgrabungsstätten dieses alten Reiches sind für Besucher nicht zugänglich. Sie liegen im abgesperrten Tarimbecken – vermutlich auch wegen früherer Atomtests in dieser Region.

 

Besuchen können wir jedoch die Ausgrabungen der antiken Stadt Miran sowie das neu eröffnete Loulan-Museum, in dem die berühmten Mumien von Loulan ausgestellt sind – archäologische Funde aus dem Tarimbecken.

Turpan – der heißeste Ort der Welt?

Mit dem Nachtzug erreichen wir Turpan – und lassen damit die Taklamakan-Wüste hinter uns. Kühler wird es allerdings nicht: Turpan gilt als einer der heißesten Orte der Welt. Natürlich gibt es mehrere Orte, die diesen Titel für sich beanspruchen, aber mit Temperaturen um die 45 Grad ist es hier definitiv brütend heiß.

Turpan ist längst nicht mehr das kleine, charmante uigurische Städtchen von früher, sondern hat sich ebenfalls zu einer chinesischen Millionenstadt entwickelt. Zum Glück gibt es noch viele interessante Viertel und in der Umgebung eine Fülle an Sehenswürdigkeiten.

Das traditionellste Viertel ist „Grape City“, ein überwiegend uigurisches Viertel mit zahlreichen Straßenständen am Abend, an denen man köstliche uigurische Spezialitäten genießen kann – frisch gezogene Nudeln, Kebab und mehr. Außerhalb der Stadt liegt das „Grape Valley“ – ein weites Tal voller Weinberge. Inzwischen eine kostenpflichtige „Scenic Spot“, aber es gibt auch kleinere Dörfer mit Homestays unter Weinreben oder einfache Lokale – besonders abends, wenn die Tourgruppen verschwunden sind, sehr lohnenswert.

In Turpan selbst besuchen wir die Emin-Moschee mit ihrem berühmten Minarett aus Ziegelstein, das mit ornamentalen Mustern verziert ist.

Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten zählen die ausgegrabenen Städte Yarkhoto und Kharakoja – beide wichtige Orte entlang der Seidenstraße. Wir besuchen Yarkhoto (Jiaohe), eine riesige, beeindruckende Ruinenstadt. Und bei 40 Grad Celsius ist ein Golfcart zur Abwechslung ganz angenehm.

Am zweiten Tag fahren wir morgens zu den Bezeklik-Grotten – eines der vielen buddhistischen Höhlenheiligtümer entlang der Seidenstraße. Schon das Tal dorthin ist wunderschön. Wir halten kurz an, um zum Fluss hinunterzuwandern. In Bezeklik selbst besichtigen wir die Grotten, in denen bei vielen Buddha-Statuen die Augen zerstört wurden. An den Tafeln ist zu lesen, welcher Entdecker welches Stück gestohlen hat. Die meisten dieser Skulpturen befinden sich heute im Asiatischen Museum in Berlin, das ihnen eine eigene Ausstellung gewidmet hat.

Wir besuchen auch das Dorf Tuyuq – einst ein authentisches uigurisches Dorf, heute leider völlig kommerzialisiert und zur touristischen Kulisse verkommen. Schnell weiter. Aus ähnlichem Grund lassen wir auch die Flaming Mountains aus – so beeindruckend sie auch sind, ähnliche Gesteinsformationen gibt es vielerorts.

 

Über eine malerische Strecke durch mehrere uigurische Dörfer erreichen wir die Kumtag-Wüste – als hätten wir nicht schon genug Sand gesehen. Auch hier typische Scenic Spot-Szenen, doch die Dünen sind atemberaubend schön. Besonders, wenn man mit einem Buggy ganz nach oben fährt und einen weiten Blick über eine scheinbar endlose Dünenlandschaft hat. Und irgendwo in der Ferne steht dekorativ ein ausgestopftes Kamel – ein fast surrealer Anblick.

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