Dieser Blog wurde von unserem Usbekistan-Reiseexperten Henk-Jan geschrieben
Mir fehlen fast die Superlative, um den relativ neuen Siegespark in einem der Außenbezirke von Taschkent zu beschreiben. Er ist eine Hommage an die Opfer des Zweiten Weltkriegs, in dem rund ein Drittel der männlichen Bevölkerung Usbekistans als sogenannte „Freiwillige“ an der Front ums Leben kam.
Wie viele Denkmäler und Monumente man einem Krieg überhaupt widmen kann, weiß ich nicht, aber der Siegespark ist voll davon. Es gibt Statuen, die den Frauen gewidmet sind, die zu Hause auf ihre Männer warteten, Kinder, die ihre Väter nie wieder sahen, nachgebaute Schützengräben, Panzer und Flugzeuge. Ein ganzer Bahnhof wurde rekonstruiert, komplett mit Waggons, mit denen die Freiwilligen einst Richtung Westen an die Front fuhren.
Dazu gibt es ein Museum, in dem Szenen aus Berlin, Leningrad und von der Front in Originalgröße nachgestellt sind. Durch den gesamten Park ertönt, ganz im Stil der Zeit, russische Marschmusik.
Trotz seiner Größe und Bedeutung ist der Park nicht besonders beliebt. Ich bin einer der wenigen Besucher, außer mir nur drei Soldaten und eine Großmutter mit ihrem Enkelkind. Vielleicht liegt es daran, dass die Anlage eine stark sowjetische Ausstrahlung hat und Usbekistan sich heute weitgehend von dieser Vergangenheit gelöst hat.
Im Gegensatz zu den Nachbarländern steht im ganzen Land kein Lenin-Denkmal mehr. Dennoch findet man in der Hauptstadt noch zahlreiche Spuren aus der Sowjetzeit.
Diese Präsenz hat einen besonderen Ursprung: das verheerende Erdbeben von April 1966, nach dem Taschkent komplett neu aufgebaut wurde, im Stil jener Zeit. Es entstanden große Gebäude im brutalistischen Stil, wie das Hotel Uzbekistan, der Palast der Freundschaft, das Bolschoi-Theater und der Zirkus.
Auch ein U-Bahn-Netz wurde angelegt, das im Falle eines Bombenangriffs als Schutzbunker dienen sollte. Die Metrostationen sind im Stil von Moskau oder St. Petersburg gestaltet: Die eine Station zeigt prachtvolle Mosaike von Kosmonauten wie Juri Gagarin, eine andere wiederum greift die Farben der traditionellen usbekischen Kleidung auf.
Zum Glück begegnet man den Mosaiken nicht nur unter der Erde, sondern auch an den Fassaden vieler Wohnblöcke aus dieser Zeit – den sogenannten „Breschnewski“, die während der Herrschaft Breschnews gebaut wurden.
Es gibt sogar eine Website mit einer Karte aller Gebäude, die noch Mosaike besitzen. An meinem freien Nachmittag, nach meinem Besuch im Siegespark, spaziere ich durch mehrere Stadtviertel, um diese Kunstwerke zu bestaunen. Leider sind viele bereits vom Zahn der Zeit gezeichnet und da sie nicht gepflegt werden, wird dieser Verfall wohl weitergehen.
Schade, denn irgendwann werden auch diese Mosaike aus dem Stadtbild verschwinden, genau wie Wladimir Iljitsch Lenin.
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