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Iran Reisereportage kulturelle Höhepunkte

Iran Reisereportage kulturelle Höhepunkte Nov 2014


Teheran

Ich bin auf dem Weg in den Iran, endlich. Seit Jahren mache ich Pläne, das Land zu besuchen, aber aus verschiedenen Gründen war es bisher nicht dazu gekommen. Jetzt sitze ich in Istanbul und warte auf den Flug nach Teheran. Es gibt kein Zurück mehr. Was kann ich erwarten? Ich kenne das Land von ein paar Filmen und Nachrichten, wo ein nicht allzu positives Bild geschaffen wird. Aber ich kenne es auch aus den Geschichten von Kollegen und habe darüber gelesen, so bekam ich eine andere Sichtweise. Ich werde jetzt unvoreingenommen in den Iran reisen und es mit eigenen Beobachtungen bewerten. Wie in diesem Teil der Welt üblich, werde ich Mitten in der Nacht ankommen und mein Besuch beginnt mit einem anstrengend Tag in einer staubigen Hauptstadt. Obwohl heute Sonntag ist, gibt es im Iran keinen Ruhetag. Es wird auch heute viele Momente der Stauungen geben, in einer Stadt wo der Verkehr zum Hauptproblem geworden ist, genauso wie in den meisten anderen Hauptstädten in Asien.  

Und in der Tat, nach dem Verlassen des Hotels am nächsten Tag stehe ich mit meinem Fahrer sofort in einem 4 reihigen dicken Stau auf dem Weg zum Basar.  Der Basar ist das größte überdachte Einkaufszentrum der Welt, mit Tausenden von Geschäften. Es ist ein Treiben der Frauen in modernen Kleidern mit Schador und Männern mit Karren voller Waren, die überall im Basar abgeliefert werden. Außer mir, gibt es keine Touristen.

Am Rande der Stadt, zwischen der Stadt und dem Flughafen liegt das Imam Khomeini Mausoleum. Rund um das Gebäude findet man ein Krankenhaus, ein Einkaufszentrum, ein Restaurant und mehrere Geschäfte. Beim Eintritt ins Mausoleum werde ich durchsucht und muss meine Kamera zurücklassen. Seltsamerweise ist es aber nicht verboten, Fotos mit dem Handy zu machen. Es ist im Innenraum unermesslich groß, aber in einem ziemlich heruntergekommenen Zustand mit klapprigen Holzwänden und Unterputz. Es gibt einen separaten Eingang für Männer und Frauen. Die Frauen haben kaum die Möglichkeit den Imam Khomeini zu sehen, weil der Sarg seines Sohnes der neben ihm liegt, ihnen den Blick auf den Imam versperrt.


Am Kaspischen Meer

Die Fahrt von Teheran nach Keladasht, in Richtung Chalus am Kaspischen Meer, ist sehr schön, sie führt durch das gespaltete Elburz Vorgebirge mit schroffen Klippen. Dies ist eine Tour, die man nicht an einem Donnerstag, Freitag oder einem Urlaubstag machen sollte, denn dann gibt es Tausende von Menschen die Teheran für einen Tag in ihr zweites Zuhause, in den Bergen oder an der Küste tauschen. Keladasht ist ein Dorf, wo viele wohlhabende Bewohner von Teheran ihre Zweitwohnung haben, oder besser gesagt Burg, denn das ist eine bessere Beschreibung für die gigantischen Bauten, die es hier gibt. Unterwegs gibt es zahlreiche kleine Restaurants, die köstliche Forellen servieren, aber ein wenig weiter entlang der Küste gibt es neben diesem Flussfisch auch Fisch aus dem Kaspischen Meer auf der Speisekarte. Spät am Abend erreichen wir Masuleh ein schönes kleines Dorf in den Bergen mit Lehmziegelhäusern, deren Dächer die Straße der darüber liegenden Häuserebene bilden. Es ist eine touristische Attraktion, aber derzeit bin ich der einzige Ausländer.


Qom, das religiöse Zentrum der Islamischen Republik.

Als wir ankommen, befinden wir uns inmitten einer religiösen Prozession, mit Schlagzeugen, gefolgt von alten Männern, die sich auf Brust und Kopf schlagen und laut das Wort "Hussain" rufen, es sind Enkel des Propheten Mohammed, der im Kampf gegen den Kalifen Yazid in Karbala starb. Er  ist offensichtlich sehr beliebt. Dem folgen vier Jugendliche auf Kamelen, mit einem großen Lautsprecher, aus dem laute aufpeitschende Musik zu hören ist und schließlich sieht man starke Männer, die drei lange Pfähle mit schweren Hähnen, wahrscheinlich aus Blei tragen.
Ich werde von einem bärtigen Mann durch den Hazret-Masumeh Komplex geführt und erfahre einiges über die Geschichte und das Gebäude und ihre gegenwärtige Funktion. Diese Tour ist notwendig, denn ohne Begleitung darf ich nicht fotografieren. Am Ende möchte der Führer gerne wissen, wie die Menschen in meinem Land über den Iran denken und ob ich noch Tipps habe um das Land für Touristen attraktiver zu machen. Nun, einen Tipp habe ich, führt auch etwas auf der Speisekarte für Leute, die kein Fleisch essen!


Farahzad am Rande der Dash-e Kavir Wüste.


Einwinziges Dorf, aber welch ein Ort! Über die wunderschönen Städte Kashan und Esfehan bin ich nach Osten gefahren, bis es nicht mehr weiter geht. Es ist, als lebten die Menschen hier an einem Meer, sie können sich im Grunde nur eine Richtung orientieren.  Ich selbst habe auch eine kurze Reise auf einem Kamel entlang der Flanken der Dash-e Kavir Wüste gemacht. Es war sehr beruhigend auf dem Rücken dieses Tieres zu reiten. Ich hatte das Gefühl, als befände ich mich inmitten der Wüste. Man sieht nichts anderes als Sandhügel in Schlangenlinien und man hört nichts anderes als das Schnauben des Kamels und das gleichmäßige landen seiner Hufe im Sand. Eine wunderbare Tour während der Dämmerung, die bemerkenswert früh beginnt. Um halb fünf erreicht die Sonne, es ist Ende November, hier den Horizont! Ich denke man hat sich, wenn es um die Zeitzone geht, ein wenig geirrt. In Aserbeidschan ist der Zeitunterschied zu Mitteleuropa drei Stunden, hier ist es zweieinhalb und im Sommer nur anderthalb Stunden später! Zurück im malerischen und sehr gepflegten Hotel, ist es Zeit für ein Abendessen. Fast sofort mit mir, setzt sich eine Gruppe von 8 Männern in das ansonsten völlig leere Restaurant, das zum Hotel gehört. Es stellt sich heraus, dass es Inspektoren des Ministeriums für Tourismus sind. Keiner spricht übrigens nur ein Wort Englisch. Sie sind da um das Restaurant und Hotel zu prüfen. Es kann nicht anders, als das sie meiner Einschätzung nach zufrieden sind, das Dekor ist gepflegt, der Service ist gut und die Sauberkeit der Anlage lässt nichts zu wünschen übrig. Doch sie schauen missbilligend und ihr Aussehen ist mürrisch und neugierig. Nach einer Tasse Tee verschwindet die Gesellschaft.
Zurück in meinem Hotelzimmer fällt mir die evtl. Erklärung für ihr Verhalten ein. Kann es daran gelegen haben, dass nirgends im Restaurant ein Porträt von Khomeini und Khamenei hängt? Ich habe die Pflichtwanddekoration jedenfalls nicht hängen sehen. Hoffen wir, dass es keine unangenehmen Folgen haben wird und der Besitzer des Hotels / Restaurants Tida seine Lizenz behalten darf!


Shiraz

Es ist immer schön von den Einheimischen eingeladen zu werden. Ebenso im Iran, wo die Gastfreundschaft fast keine Grenzen kennt. Zunächst einmal, bedankt man sich, dass ich die Einladung angenommen habe. Ich habe gelesen, dass es eigentlich normal ist eine Einladung zunächst dreimal zu verweigern, bevor man sie annimmt. Wie auch immer, ich habe es nicht geschafft, sie nur einmal zu verweigern, dass kam mir zu grob vor. Einmal bei meinen Gastgebern angekommen, dauerte es nicht lange, bis ich als einziger mit einem Teller voller Delikatessen da sitze. Warten bis der Rest der Familie auch etwas zu essen bekommen hat, ist nicht wirklich sinnvoll, denn ich werde ständig daran erinnert schon mal anzufangen. Es ist danach sehr schwierig den Teller leer zu essen, denn es werden ständig neue Speisen hinzugefügt. Ich ziehe wirklich alle Register, damit mein Teller nicht immer wieder mit den köstlichsten Gerichten, wie zum Beispiel gebratener Reis Chelo Koresh, oder Joghurt mit Roter Rübe gefüllt wird. Eigentlich ist es für eine Frau, auch in Ihrer eigenen Wohnung, Plicht den Schador zu tragen, wenn ein Mann von außerhalb des Familienkreises zu Besuch ist, aber das wird offenbar nicht sehr ernst genommen. Ebenso, wie das Alkoholverbot. Der lokale Arak, gegossen aus einer Plastik 7-up Flasche, schmeckt wie Eau de Cologne, genau so, wie der Wodka, der mir einmal von ein paar Chinesen in der transsibirischen Eisenbahn angeboten wurde. Nicht zu trinken also, auch nicht nach zwei alkoholfreien Wochen, aber man ist Gast, trinkt sein Glas leer und sagt, dass man jetzt aber lieber eine Tasse Tee trinken würde. Und das bitte, ohne Zucker oder andere Süßigkeiten, was auch wieder nicht verstanden wird.

Nach zwei Wochen ist mein Besuch im Iran beendet. Es war eine wunderbare Reise entlang unvergesslicher kultureller Höhepunkte, entlang der und gelegentlich durch die Wüste, über Berge und entlang des Kaspischen Meeres. Ich habe die Gastfreundschaft (ohne das man dafür etwas zurück verlangte) genossen und die freundlichen und niemals aufdringlichen Menschen, die immer hilfsbereit und zu Gesprächen aufgelegt waren, auch wenn sie nur ein paar Worte Englisch beherrschten. Ich habe den Iran in mein Herz geschlossen und komme gerne noch einmal zurück.

Henk-Jan Koopmans

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