Ein Höhepunkt der Funde aus Loulan – und der gesamten Seidenstraße – sind die Mumien aus dem Tarimbecken. Diese jahrtausendealten Körper, entdeckt in der Nähe von Loulan, sind eine Sensation: Ihre europäischen Gesichtszüge und perfekt erhaltene Kleidung (darunter Filzhüte mit Federn!) stellen alles infrage, was wir über frühe transkontinentale Migration zu wissen glaubten.
Die bekannteste unter ihnen ist die „Schönheit von Loulan“ – eine junge Frau mit langen Wimpern und einem geheimnisvollen Lächeln, das einen tief berührt. Diese Mumien sind außergewöhnlich gut erhalten, dank des extrem trockenen Klimas – und sie stammen oft von ganz gewöhnlichen Menschen (im Gegensatz zu den ägyptischen Mumien, die meist aus der Oberschicht stammten).
Die Tarim-Mumien haben unser Verständnis von frühzeitlicher Migration revolutioniert. Jahrtausende vor der Seidenstraße gab es offenbar bereits eine unsichtbare Brücke zwischen Europa und Asien – und diese Körper sind der Beweis.
In den 1990er-Jahren zeigten DNA-Analysen, dass die Mumien kaukasische Merkmale aufwiesen und ihre genetische Struktur eher mit indoeuropäischen als mit chinesischen Völkern übereinstimmt. Stammen diese Menschen aus den zentralasiatischen Steppen? Oder kamen sie vielleicht über Sibirien? Die Antwort ist noch offen – doch klar ist: Der Austausch zwischen Ost und West begann viel früher, als lange angenommen.
Die „Schönheit von Loulan“ lebte etwa um 1800 v. Chr. – also lange vor der Seidenstraße, bereits in der Bronzezeit. Ein faszinierendes Zeugnis früher globaler Verbindungen.