Eine der verborgenen Geschichten der Seidenstraße: Das Geheimnis von Loulan und die Tarim-Mumien in Xinjiang

Eines der faszinierendsten Kapitel aus der Vergangenheit der Seidenstraße ist die Geschichte des sagenumwobenen Reiches Loulan. Dieses Reich war einst eines der bedeutendsten Zentren am nördlichen Rand der Taklamakan-Wüste im heutigen Xinjiang, China.

Im 4. Jahrhundert verschwand das Reich unter dem Wüstensand – und erst im 19. Jahrhundert machten sich Entdecker wie Sven Hedin und Aurel Stein auf die Suche nach seinen Überresten und den Gründen für sein Verschwinden. Es waren Expeditionen voller Entbehrungen, die dem Geheimnis nur bruchstückhaft auf die Spur kamen.

Bis heute sind die Überreste dieses Reiches kaum zugänglich – sie liegen im Tarimbecken, abgeschirmt von der Außenwelt. Doch die Ränder, etwa die Ausgrabungen bei Miran, und einige der bedeutendsten Funde sind heute im Loulan-Museum in Ruoqiang ausgestellt.

 

Hier findest du die Fotos dieser Reise

Loulan – das Pompeji der Taklamakan

Einst war Loulan eine blühende Oase und ein florierendes Königreich (ca. 176 v. Chr. bis 630 n. Chr.) an der Seidenstraße – ein zentraler Knotenpunkt für Karawanen voller Seide, Gewürze und Geschichten. Doch ab dem 4. Jahrhundert verschwand es spurlos – begraben unter Sand und Mythen. Als Archäologen um 1900 die Ruinen wiederentdeckten, fanden sie eine wahre Zeitkapsel: Holzhäuser, eine buddhistische Stupa und sogar ein Verwaltungszentrum mit Holztafeln in Kharosthi-Schrift.

Loulan lag einst am Lop-Nor-See (heute ausgetrocknet), einer Lebensader in der unwirtlichen Taklamakan-Wüste – die auf Uigurisch „der Ort, aus dem man nicht mehr zurückkehrt“ heißt.

Dank eines ausgeklügelten Bewässerungssystems bauten die Bewohner Weizen, Hirse und Trauben an, hielten Schafe und Kamele und errichteten ihre Häuser aus Pappelholz. Es gab bereits Stadtplanung und eine organisierte Verwaltung – belegt durch Hunderte Holztafeln in Kharosthi (einer indischen Schrift), auf denen Steuern, Gesetze und Handelsvorgänge dokumentiert sind.

Loulan verdankte seine Blüte der strategischen Lage an der Seidenstraße – hier wurde Zoll erhoben auf Güter wie Seide, Jade, Glas und Lapislazuli.

Aus Kleidungsfunden geht hervor, wie multikulturell das Reich war: europäische Gewänder, chinesische Seide und persische Muster. Es wurden Chinesisch, Sogdisch und Tocharisch gesprochen.

In den Ausgrabungen zeigen sich deutlich griechisch-buddhistische Kunststile (stammend aus der Gandhara-Kultur), unter anderem in den Stupas von Miran.

Die Tarim-Mumien: Begegne der „Schönheit von Loulan“

Ein Höhepunkt der Funde aus Loulan – und der gesamten Seidenstraße – sind die Mumien aus dem Tarimbecken. Diese jahrtausendealten Körper, entdeckt in der Nähe von Loulan, sind eine Sensation: Ihre europäischen Gesichtszüge und perfekt erhaltene Kleidung (darunter Filzhüte mit Federn!) stellen alles infrage, was wir über frühe transkontinentale Migration zu wissen glaubten.

Die bekannteste unter ihnen ist die „Schönheit von Loulan“ – eine junge Frau mit langen Wimpern und einem geheimnisvollen Lächeln, das einen tief berührt. Diese Mumien sind außergewöhnlich gut erhalten, dank des extrem trockenen Klimas – und sie stammen oft von ganz gewöhnlichen Menschen (im Gegensatz zu den ägyptischen Mumien, die meist aus der Oberschicht stammten).

Die Tarim-Mumien haben unser Verständnis von frühzeitlicher Migration revolutioniert. Jahrtausende vor der Seidenstraße gab es offenbar bereits eine unsichtbare Brücke zwischen Europa und Asien – und diese Körper sind der Beweis.

In den 1990er-Jahren zeigten DNA-Analysen, dass die Mumien kaukasische Merkmale aufwiesen und ihre genetische Struktur eher mit indoeuropäischen als mit chinesischen Völkern übereinstimmt. Stammen diese Menschen aus den zentralasiatischen Steppen? Oder kamen sie vielleicht über Sibirien? Die Antwort ist noch offen – doch klar ist: Der Austausch zwischen Ost und West begann viel früher, als lange angenommen.

 

Die „Schönheit von Loulan“ lebte etwa um 1800 v. Chr. – also lange vor der Seidenstraße, bereits in der Bronzezeit. Ein faszinierendes Zeugnis früher globaler Verbindungen.

Das Loulan-Museum in Ruoqiang

Im modernen Ruoqiang (Charklik) kann man das Loulan-Museum besuchen – ein eindrucksvolles Haus, das die verlorene Pracht Loulans wieder zum Leben erweckt. Die „Schönheit von Loulan“ liegt hier in einer klimatisierten Vitrine, umgeben von Grabbeigaben wie einem Weidenkörbchen mit Weizen und einem Kamm aus Knochen.

 

Würde sich dieses Museum irgendwo im Westen befinden, kämen täglich Tausende Besucher – doch wegen seiner abgelegenen Lage verirren sich nur wenige hierher. Die „Schönheit von Loulan“ hätte im Westen das Potenzial, ebenso viele Menschen anzuziehen wie die Mona Lisa – und doch haben nur wenige je von ihr gehört.

Die großen Entdecker: Hedin, Stein und die Jagd nach Loulans verlorenen Flüssen

Die Wüste bewahrte Loulans Geheimnis bis ins späte 19. Jahrhundert – bis legendäre Entdecker, ausgestattet mit Kompassen, Theodoliten und unerschütterlichem Mut, die Taklamakan betraten. Ihre Expeditionen enthüllten nicht nur ein längst verschwundenes Königreich, sondern auch das rätselhafte Spiel der Tarim – jenes Flusses, der einst Loulans Lebensader war und später zu ihrem Untergang führte.

Der schwedische Geograf und Abenteurer Sven Hedin war 1900 der erste Westler, der Loulan entdeckte – durch Zufall. Auf seiner Suche nach dem verschwundenen Lop-Nor-See stieß seine Expedition auf Holzpfeiler im Sand und entdeckte die ersten Kharosthi-Tafeln. Er analysierte zudem den Lauf der Tarim, der sich im Laufe der Zeit verschoben hatte – wodurch Loulan buchstäblich verdurstete. Dieser Wassermangel war eine der Hauptursachen für das Verschwinden des Reiches.

 

Ein weiterer großer Entdecker, Aurel Stein, führte tiefgreifende Untersuchungen durch. Er fand Dutzende Kharosthi-Tafeln, buddhistische Wandmalereien, Sanskrit-Manuskripte und entdeckte die Ruinen von Miran.

Die Ruinen von Miran

Versteckt am südöstlichen Rand der Taklamakan-Wüste, rund 200 Kilometer südwestlich von Loulan und eine Stunde Fahrt von Ruoqiang entfernt, liegen die Ruinen von Miran (Chinesisch: 米兰遗址).

Derzeit ist dies der einzige öffentlich zugängliche Ort, an dem man durch die Überreste eines einst legendären Reiches wandeln kann. Miran erlebte seine Blütezeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. als militärischer Außenposten des Königreichs Shanshan (zu dem auch Loulan gehörte).

Die Stadt hatte eine strategisch wichtige Lage und kontrollierte die Route von Dunhuang nach Khotan – ein kritischer Abschnitt für Karawanen, die sich auf den Weg nach Indien oder Tibet machten und hier Wasser für die Durchquerung horteten.

Heute, in der brennenden Hitze der Taklamakan, kann man durch diese Ruinen streifen: ein altes tibetisches Fort, jahrhundertealte Stupas und Überreste von Wohnhäusern lassen die Vergangenheit lebendig werden.

 
 

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