Es ist noch dunkel, als ich frühmorgens in Sokcho aufstehe. Über eine völlig leere Boulevard gehe ich Richtung Bushaltestelle, während ich am Strand bereits einige Fischer sitzen sehe. Die Stadt schläft noch, aber an der Bushaltestelle stehen schon einige lokale Familien, die offensichtlich auf dem Weg zum Park sind, vollgepackt mit Wanderstöcken und großen Rucksäcken. Von Sokcho sind es nur vierzig Minuten mit dem Bus bis zum Eingang des Nationalparks Seoraksan. Einmal im Bus komme ich ins Gespräch mit einem koreanischen Vater, seine Frau und sein Kind sitzen auf den Sitzen hinter uns. Er lächelt und nutzt sein Telefon, um über eine Übersetzungsapp mit mir zu sprechen. Er erzählt, dass es eine Tradition seiner Familie ist, am Wochenende nach Seoraksan zu fahren. Es ist ihre Art, dem Trubel des Alltags zu entfliehen und Zeit für die Familie zu finden. „Nur Sie alleine?“, fragt er, und ich nicke. Er tippt schnell etwas auf seinem Telefon und zeigt mir die Übersetzung: "Keine Sorge, beim Wandern sind Sie niemals allein."
Bald sehe ich aus dem Bus die hohen Gipfel von Seoraksan auftauchen, und einige Minuten später kommen wir am Eingang des Nationalparks an. Ich steige aus und gehe zum Informationszentrum, um zu entscheiden, welche Route ich heute wandern möchte. Das Nationalpark Seoraksan ist bekannt für seine vielseitigen Wanderwege, die sowohl für den Gelegenheitswanderer als auch für den erfahrenen Abenteurer geeignet sind. Für Anfänger oder Menschen, die nur einen halben Tag Zeit haben, gibt es den Biryong Falls Trail. Diese relativ kurze Wanderung von 2-3 Stunden führt vorbei an Wasserfällen und durch bewaldete Pfade. Wer auf der Suche nach mehr Herausforderung ist, für den ist die mehrtägige Wanderung zum Daecheongbong Peak – dem höchsten Gipfel von Seoraksan mit 1.708 Metern – perfekt. Diese Tour, die 2 bis 3 Tage dauert, bietet nicht nur atemberaubende Ausblicke, sondern auch spannendes Klettern, das das Abenteuer komplett macht.
Eine weitere beliebte Route ist der Ulsanbawi Trail. Obwohl er kürzer ist (ungefähr 6-7 Stunden Hin- und Rückweg), ist er bekannt für seine steilen Felsen und bietet einen spektakulären Blick über das Tal und die umliegenden Berge. Neben diesen Wanderwegen bietet der Park auch eine Seilbahn zur Spitze der Gwongeumseong-Festung, für diejenigen, die die Höhen ohne große Anstrengung erreichen möchten. Ich entscheide mich heute für den Ulsanbawi Trail. Bei diesem warmen und extrem feuchten Wetter ist das eine anspruchsvolle Herausforderung.
Es ist noch ruhig und angenehm kühl, als ich zu laufen beginne, eine wahre Flucht nach der enormen Hektik und Hitze der vergangenen Tage in Seoul. Während ich das erste Stück durch den Kiefernwald wandere, kommt eine Gruppe von Wanderern neben mir her. Sie sind neugierig, und einer von ihnen holt sein Telefon heraus, öffnet eine Übersetzungsapp und tippt schnell etwas ein. "Wo kommen Sie her?", erscheint auf dem Bildschirm. Wir tauschen ein paar Worte aus und lachen über die technische Barriere, und sie laden mich ein, gemeinsam weiterzulaufen. "Ihr erster Besuch hier?", fragen sie und erzählen begeistert von ihren eigenen Wandererlebnissen.
Als ich bei der Sinheungsa-Tempel ankom, beschließe ich, eine Pause einzulegen. Neben der wunderschönen Natur hat der Nationalpark Seoraksan nämlich auch eine tiefe spirituelle Bedeutung. Über den Park verteilt finden Sie Tempel wie den Sinheungsa-Tempel, der im 7. Jahrhundert erbaut wurde und eine wichtige buddhistische Pilgerstätte ist. Viele der Tempel im Park sind nach wie vor aktiv und befinden sich an den Routen der verschiedenen Wanderwege.
Während ich herrlich im Schatten unter dem Baum sitze und ein Fläschchen Wasser genieße, spricht mich ein lokales Paar an, das in der Nähe sitzt. Aus einer Plastikkiste holen sie Stücke Kimbap, Reis und Kimchi hervor und legen ohne ein Wort Englisch zu sprechen ein paar Stücke auf einen kleinen Teller vor mich. "Mok-ja!" sagen sie, was so viel bedeutet wie "Lass uns essen!" Sie stellen mir Fragen über ihr Telefon, wobei sie vom Koreanischen ins Englische übersetzen: "Wie gefällt Ihnen Korea? Was führt Sie nach Seoraksan?" Ich erzähle ihnen von meiner Reise, und sie nicken zustimmend, stolz auf die Schönheit ihres Landes.
Die letzten Kilometer der Wanderung werden zunehmend steiler und herausfordernder, wobei der Weg sich in enge Steintreppen verwandelt, die in die Felsen gehauen sind. Die Temperatur beginnt deutlich zu steigen, und um mich herum sehe ich Wanderer, die alle paar Meter erschöpft am Boden sitzen, mit völlig durchnässten Shirts. Auch ich selbst habe es inzwischen ziemlich warm und spüre die Hitze auf meinem feuerroten Gesicht brennen. Auf dem letzten Kilometer werden die meisten Höhenmeter überwunden. Mit zitternden Knien und ohne zu viel nach unten zu schauen, steige ich die Treppen hinauf, die sich entlang der Felswand zur Spitze von Ulsanbawi schlängeln.
Oben angekommen ist das Wetter klar, und ich werde mit einem Blick über die grünen Täler und weitläufigen Berggipfel belohnt. In der Ferne kann ich sogar einen Hauch der Ostsee sehen, wobei Sokcho deutlich sichtbar ist. Nach einer Weile der Ruhe auf dem Felsen und der Freude über die Aussicht beginne ich mit dem Abstieg. Ich spüre inzwischen die Müdigkeit in meinen Beinen mit jedem Schritt zunehmen. Während ich an einigen einheimischen Wanderern vorbeigehe, spricht mich eine Gruppe älterer Männer an, die eine Pause macht. Einer von ihnen schaut mich besorgt an und fragt: "Hast du genug Wasser, um zurückzukommen?" Während er mir eine Flasche Wasser anbietet, halte ich meine eigene Flasche hoch, die noch halb voll ist. Er nickt, besteht aber darauf, dass ich trotzdem eine volle Flasche von ihm mitnehme.
Gemeinsam mit der Gruppe wandere ich ein Stück weiter, und schon bald kommt das Informationszentrum wieder in Sicht. Bei meiner Rückkehr zum Eingang des Parks bemerke ich, dass es deutlich geschäftiger geworden ist. Große Gruppen von Wanderern, Familien und Touristen strömen in den Park. Ich bin froh, dass ich früh angefangen habe und so die Menschenmenge und die volle Nachmittagssonne vermeiden konnte. Nach all dem Wandern habe ich inzwischen ordentlich Hunger bekommen, aber glücklicherweise gibt es am Eingang des Parks mehrere Restaurants und Cafés, in denen man lokale Gerichte ausprobieren kann – ideal, um sich vor oder nach einer Wanderung zu stärken. Nach einer kurzen Pause steige ich in den Bus zurück nach Sokcho.
Zurück in der Stadt beschließe ich, meinen Tag mit einem Besuch auf dem berühmten Sokcho-Fischmarkt abzuschließen, ein Paradies für Liebhaber frischer Meeresfrüchte. Der Markt ist voller Stände, an denen man frische Krabben, Garnelen und Tintenfische kaufen kann. Hier kann man nicht nur die schönsten Fischsorten bewundern, sondern sie auch direkt in einem der umliegenden Restaurants zubereiten lassen. Nach einem kurzen Spaziergang über den Markt, während ich einige lokale Snacks genieße, beende ich meinen Tag mit einem erfrischenden und wohlverdienten Bad im Meer, wobei die Kühle des Wassers all meine Müdigkeit von dem langen Tag wegspült.
Transport: Der lokale Bus von Sokcho nach Seoraksan ist einfach und komfortabel. Für nur wenige Euro bringt Sie der Bus in vierzig Minuten zum Zugang des Parks.
Verleih: Eventuell können Sie Wanderstöcke im Informationszentrum des Parks mieten.
Ausreichend Wasser: Achten Sie darauf, genügend Wasser für einen ganzen Wandertag dabei zu haben. Unterwegs können Sie eventuell an den Tempeln aus einem Brunnen trinken.
Früh anfangen: Die beste Zeit, um den Park zu erkunden, ist am frühen Morgen. Dann sind die Wege noch ruhig, und die Sonne scheint noch nicht so stark.
Unterkunft: Rund um Seoraksan gibt es verschiedene Unterkünfte, die von Pensionen bis zu Hotels reichen. Auch ein Aufenthalt in Sokcho ist eine gute Option.
Toiletten auf den Wanderwegen: Machen Sie sich keine Sorgen über die Einrichtungen unterwegs. Viele der Wanderwege haben an verschiedenen Punkten Toiletten.
Erkundungszeit: Für eine gründliche Erkundung des Parks benötigen Sie mindestens 1 bis 2 Tage. Der Park ist groß und bietet so viel Vielfalt, dass ein Tag oft zu kurz ist, um alle Routen zu wandern, besonders wenn Sie die längeren Wanderungen unternehmen oder die Tempel und die Aussicht von der Seilbahn genießen möchten.
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