Bei Sonnenaufgang mache ich mit Butler Jaya einen Spaziergang über das beeindruckende Anwesen. Trotz seines eingeschränkten Englisch gelingt es ihm deutlich zu machen, dass etwa fünfzig Menschen auf dem Anwesen leben, die alle für Frau Molagoda arbeiten. Seine Eltern arbeiteten bereits für ihre Eltern, und die Familien auf diesem Anwesen leben hier seit Generationen. Es gibt eine Schule, ein kleines Geschäft und sogar eine Teefabrik, in der Tee aus eigenem Anbau produziert wird. Nachdem wir am Mahaweli-Fluss den Sonnenaufgang beobachtet haben, halten wir kurz bei Jays Bruder für eine Tasse Kaffee. So bekomme ich auch einen Einblick in das Zuhause eines anderen. Wirklich nicht zu vergleichen mit dem Zuhause von Frau Molagoda, aber ich werde dort ebenso herzlich empfangen. Nach dem Kaffee nehmen wir das Tuktuk zum Markt in Kandy, um Zutaten für das Mittagessen zu kaufen. Von Frau Molagoda habe ich bereits Anweisungen erhalten: Alles zeigen, was ich haben möchte, und Jaya bezahlen lassen, denn sie hat ihm genügend Geld mitgegeben. Der Markt ist ein fantastisches Abenteuer. Bunte, oft unbekannte Gemüse und Früchte, ordentlich aufeinander gestapelt, verleihen dem Markt den Charme eines Museums. Ich wähle besonders die Gemüse aus, bei denen ich neugierig bin, was es ist, aber ich muss warten, bis wir 'zu Hause' sind, bevor mir jemand darüber Auskunft geben kann.
Zurück auf dem Anwesen erfahre ich, dass die Tochter und die Enkelin von Frau Molagoda für ein paar Tage zu Besuch kommen. Das Mädchen nimmt mich sofort mit in die Küche, wo ich die gekauften Gemüse an die Köchin übergebe. Anerkennend betrachtet sie – wie ich später lerne – die Lady’s Fingers und die Luffa, die ich vom Markt mitgebracht habe. Doch wir beginnen nicht mit den Currys, bevor die Enkelin mir einige wesentliche Tricks verrät. Schritt eins: Eine Kokosnuss schälen.
Obwohl diese Homestay alles andere als ein 'gewöhnliches' Haus ist, lerne ich hier das Landleben und die täglichen Sorgen der Sri Lanker unterschiedlichster Herkunft kennen, von Teepflückerinnen über Schüler bis hin zu Butlern und Grand Dames. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie empfangen einen überall mit einem großen Lächeln und gemeinsam nehmen wir diese besonderen Begegnungen in unsere Erinnerungen mit.