Überall rollen Sanddünen um mich herum. In der Ferne erheben sich imposante Berge, kahl und trocken, die sich gegen den Horizont abzeichnen und ihre Schönheit erst preisgeben, wenn das frühe oder späte Sonnenlicht ihr eigenwilliges Farbenpalett zeigt.
Vor fünf Jahren war ich hier ebenfalls, in der wilden Leere der Dasht-e Kavir, der Großen Salzwoest, einer der beiden Wüsten Irans. Ziel dieser Reise ist es, eine Tour durch diese endlosen Weiten zu unternehmen, die die Dasht-e Kavir mit der anderen Wüste, der Dasht-e Lut, verbindet. Es hat sich einiges verändert im Vergleich zu vor fünf Jahren. Erstens blüht die Wüste, ohne Zweifel bedingt durch die Jahreszeit (Frühling), vor allem aber durch die ungewöhnlich starken Regenfälle in den letzten Tagen. Diese Regenfälle haben in ganz Iran zu schweren Überschwemmungen geführt und die immer so trockene Landschaft ist zum Leben erwacht. Auf dem Weg von Teheran zur Wüste fuhren wir durch Täler, die meine iranische Reisebegleiterin zum ersten Mal in ihrem Leben grün sah, und sie reist dort seit fast vierzig Jahren wöchentlich hindurch.
Das Dorf Mesr, in dem ich übernachte, hat sich ebenfalls verändert. Vor fünf Jahren war es ein rustikales Wüstendorf, mehr als eine lange Straße war es nicht. Es gab ein einfaches Gästehaus. Jetzt lebt das Dorf vom Tourismus. Es gibt ein Dutzend einladender Gästehäuser, einige kleine Restaurants und sogar ein trendiges Café. Man kann verschiedenste Fahrzeuge mieten, um sich durch die Wüste zu bewegen, von Jeeps und Quads bis hin zu den traditionellen Kamelen. Die Wüste ist beliebt geworden, vor allem bei iranischen Touristen. Hier suchen sie die Freiheit, die Atmosphäre ist entspannter als in den Städten, die Kopftücher werden leichter abgenommen, junge Leute organisieren illegale, aber geduldete Partys in der Wüste; kurz gesagt, die Wüste ist angesagt.
Es gibt auffällig viele Ecolodges, auch ein neues Phänomen in Iran. Dies hat nichts mit ökologisch verantwortlichem Tourismus zu tun, sondern sind Gästehäuser, in denen die Atmosphäre entspannt ist, unverheiratete Paare ein Zimmer teilen können und die islamischen Kleidervorschriften weit entfernt sind.