Die Hejaz-Eisenbahnlinie, im Deutschen auch als Hedschasbahn bekannt, entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in einer Zeit technologischen Fortschritts und geopolitischer Spannungen, als ehrgeiziges Projekt im Herzen des Osmanischen Reiches. Offiziell eröffnet im Jahr 1908, sollte sie Damaskus (im heutigen Syrien) mit der heiligen Stadt Mekka im heutigen Saudi-Arabien verbinden. Eine Strecke von über 1.300 Kilometern durch Wüsten, Berge und unwirtliches Gelände.
Das Hauptziel der Bahn war sowohl religiöser als auch politischer Natur. Für Millionen Muslime war die jährliche Hadsch nach Mekka eine strapaziöse und gefährliche Reise, die Wochen oder gar Monate dauerte. Die Hejaz-Eisenbahnlinie sollte diese Pilgerfahrt erheblich verkürzen und sicherer machen. Gleichzeitig stärkte sie die osmanische Kontrolle über die arabische Halbinsel, wo die zentrale Macht zunehmend erodierte.
Finanziert wurde das Projekt größtenteils durch Spenden von Muslimen aus aller Welt, ein Symbol islamischer Einheit. Technisch war die Bahn ein Meisterwerk: Hunderte Brücken, Tunnel und Bahnhöfe wurden in Rekordzeit errichtet, oft unter extremen Bedingungen.
Doch lange blieb die Strecke nicht in Betrieb. Mit dem Beginn des Arabischen Aufstands (1916–1918), maßgeblich unterstützt durch T.E. Lawrence, wurde sie zum militärischen Ziel. Sabotageakte und Bombenanschläge führten zur Zerstörung des südlichen Abschnitts, und nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs wurde die Strecke nie vollständig wiederhergestellt.
Heute liegen die Schienen verlassen da. Still, verrostet, aber voller Geschichten. Die Hejaz-Eisenbahnlinie ist keine funktionierende Verbindung mehr, sondern ein Denkmal für Ambitionen, Glauben und Widerstand und ein faszinierender Leitfaden für alle, die Vergangenheit im Landschaftsbild lesen möchten.