Die Sonne senkt sich langsam über die Stadtmauern von Jaipur, als wir zu einem besonderen Abend aufbrechen. Ein Abendessen bei einer indischen Familie klingt wunderbar, aber auch ein wenig beunruhigend. Was zieht man an? Muss man auf dem Boden sitzen? Was erwartet uns?
All unsere Sorgen sind unbegründet. Wir werden herzlich in einer prachtvoll dekorierten Haveli empfangen, dem Zuhause einer wohlhabenden Familie, wie sich später herausstellt auch die Familie unseres Guides für den nächsten Tag. Zusammen mit seiner Frau und Schwägerin kochen wir ein authentisches Rajasthani-Menü. Das Essen ist köstlich. Eines der Rezepte landet direkt in meinem Notizen. Aber ich weiß jetzt schon: Zuhause wird es nie so gut schmecken.
Zwischendurch dürfen wir sogar Saris anprobieren, ein kleiner Traum, den wir uns schon die ganze Reise hatten. Die Stimmung ist entspannt und herzlich. Beim Essen sprechen wir über Schule, den Alltag in Jaipur und die Unterschiede zwischen unseren Welten.
Am nächsten Morgen beginnt unsere Stadtführung. Erste Station ist das Hawa Mahal: der berühmte „Palast der Winde“. Nach einem kurzen Fotostopp und etwas Hintergrundwissen geht es weiter zum Amber Fort, das imposant auf einem Hügel außerhalb der Stadt liegt. Man kann mit dem Elefanten hinaufreiten, aber wir nehmen lieber den Wagen. Unser Guide erklärt, dass es ein neues Gesetz gibt, das den Import von Elefanten aus Südindien verbietet.
Im Fort selbst spüren wir die Geschichte förmlich. Wir lernen, dass es von drei verschiedenen Maharadschas erbaut wurde. Jeder Flügel hat seinen eigenen Stil. Tausende Spiegel funkeln in einem der Säle, und wir erfahren, wie man damals schon mit Wind- und Wassersystemen eine Art natürliche Klimaanlage nutzte.
Danach geht es weiter zum City Palace, wo der Maharadscha noch heute lebt. Politisch hat die Familie keine Macht mehr, gesellschaftlich aber durchaus. Der aktuelle Maharadscha ist erst 26 und laut Gerüchten einer der begehrtesten Junggesellen Indiens. Beim Verlassen des Palastes sehen wir sogar einen kurzen Blick auf die Prinzessin.
Ein letzter Stopp bringt uns zum Observatorium, wo Astrologie nach wie vor eine große Rolle spielt; auch bei der Partnerwahl. In Indien heiratet man nicht aus Liebe, sondern nach Sternzeichen. Die Liebe kommt dann später.
Zum Abschluss besuchen wir noch ein lokales Textilunternehmen. Hier arbeiten Handwerker aus umliegenden Dörfern an kunstvollen Teppichen und handgefertigter Kleidung.