Während der Zeremonie bei Warante werde ich zusammen mit vielen anderen ausländischen Gästen zu einer speziell dafür eingerichteten Holz-Kiosk geführt. Männer und Frauen sitzen getrennt. Wir erwarten vielleicht 30 Touristen, die seitlich sitzend und mit Sockenfüßen auf das Geschehen warten. Neugierig, was als Nächstes kommt. Um uns herum stehen etwa 15 Holz-Kioske wie das unsere, alle für die einströmenden Gäste gedacht. Die Bänke vorne sind für Gäste der adeligen Schicht reserviert. Dahinter können die anderen, offenbar von niedrigerem Stand, Platz nehmen. Prächtig gekleidete Mädchen nicken mir freundlich zu. Sie tragen orangefarbene Westen mit schwarzen Aufsetzern, die aus Perlen gefertigt sind. Um ihre Köpfe haben sie breite orangefarbene Bänder mit Goldfäden gewickelt. Ihr Haar ist kunstvoll zu einem Dutt frisiert.
Die Familienmitglieder der Verstorbenen sind ganz in Schwarz gekleidet, ebenso wie ein großer Teil der Gäste. Einige Frauen sind mit Gold geschmückt, tragen Ohrringe, Halsketten und Armbänder aus feinem Filigran. Plötzlich erkenne ich mit einem kleinen Schock einen Ohrring, den meine Großmutter früher hatte. Sie nannte es tatsächlich Javanisches Gold.
Wir – die ausländischen Gäste – werden ganz unerwartet Teil der Zeremonie. Wir befinden uns am ersten Tag der Zeremonie, und den Auftakt machen die Familienmitglieder, die in einer langen Reihe zu unserer Kiosk schlendern. Die Frauen tragen eine kupferne Schale, darauf elegante kupferne Kännchen und Schalen. In diesen stehen aufrecht Vanilleschoten, und in den Schalen liegt Zucker, vermischt mit Anissamen und gepopptem Reis. Es wird uns schon hockend angeboten. Einige Frauen sprechen sogar ein wenig Englisch. Die liebe alte Dame, die vor mir hockt, hält ein schönes Baumwolltuch in der Hand, das sie für mich entfaltet. Aus dem Tuch kommen farbige Bonbons in niedlichen Verpackungen. Sie bietet mir die Bonbons an. Wir versuchen, uns etwas zu sagen, aber ihr Englisch ist schlecht und mein Bahasa Indonesia oder ihre eigene Toraja-Sprache ist noch schlimmer. Glücklicherweise hilft uns eine jüngere Schwester. Sie ist unglaublich froh und geehrt, dass ich die Mühe auf mich genommen habe, hierher zu kommen, übersetzt sie. Je mehr Gäste, desto besser ist das für die verstorbenen Familienmitglieder, versichert sie mir und lächelt ermutigend!
Und so sind wir diesmal nicht zu viel bei einem indigenen Fest. So oft denke ich: Was mache ich hier eigentlich zwischen Menschen, die ihr eigenes Fest feiern oder ihren eigenen Kummer auf rituelle Weise verarbeiten möchten? Wer bin ich, um dort zwischen ihnen zu stehen, auch noch mit einer Kamera heimlich in meiner Palmhand. Bei dieser Bestattungszeremonie habe ich anscheinend in dieser Hinsicht nichts zu befürchten. Ich nicke dankbar und erkläre, dass es für mich eine Ehre ist, hier sein zu dürfen. Und das meine ich ernst.