China-Reisespezialist Lucy Kilkens – China
Fotogalerie Wandern in Yunnan
Aktive Wanderreise Yunnan
Am Straßenrand sitzt ein Mann in einer blauen Jacke hockend auf einem Stein und raucht eine Zigarette. Unser Auto hält an, mein Fahrer ruft etwas nach draußen und der Mann steigt hinten ein. Zwischen uns legt er einen dampfenden Plastiksack, aus dem der Duft von frisch gedämpften Baozi und gewürztem Huhn strömt. Dieser Mann ist mein Guide, Herr He, und in diesem Sack befindet sich unser Mittagessen für heute.
Ein gutes Gespräch ist nicht möglich. Ich spreche kein Naxi und Herr He spricht nichts, was ich verstehen kann. Aber als wir ein Viertelstündchen später aus dem Auto steigen und mit unserer Tageswanderung in der Wildnis beginnen, verliebe ich mich sofort. Nicht in Herrn He, der mich heute bereits kettenrauchend in seinen abgetragenen Turnschuhen durch das raue Berggebiet, in dem er aufgewachsen ist, vorangeht. Sondern in alles um ihn herum: die hohen Berglandschaften, die uns umgeben, die kleinen Dörfer, die an die Berge gebaut sind, die bunten Felder mit Kartoffeln, Mais und Knoblauch, die gebückten Frauen, die mit großen Zweigen auf ihren Rücken über die schmalen Pfade gehen und sich offensichtlich fragen, wie dieser Ausländer hierhergekommen ist..
Die südchinesische Provinz Yunnan ist die Heimat der Hälfte von Chinas ethnischen Minderheiten. Eine dieser Minderheiten sind die Naxi, ein Volk, das vor allem im Nordwesten der Provinz Yunnan lebt und zu dem auch Herr He gehört. Die Landschaften in Yunnan variieren von schneebedeckten Berggipfeln im Norden über feuerrote Terrassen im Osten bis hin zu tropischem Regenwald im Süden. Die einzigartige kulturelle Identität und die Vielfalt der Landschaften machen diese Provinz zu einem perfekten Ziel für den aktiven Abenteurer.
Von der von chinesischen Touristen stark frequentierten Stadt Lijiang im Nordwesten von Yunnan sind Sie in wenigen Stunden Fahrt völlig abseits der ausgetretenen Pfade in unberührten Berggebieten, wo Massentourismus und Modernisierung noch Meilen entfernt sind. Zum Beispiel die Wanderung, die ich mit Herrn He mache, zum versteckten Bergdorf Baoshan, wo das Naxi-Volk immer noch im Einklang mit den Jahreszeiten lebt. Es ist eine anstrengende Tour in den unberechenbaren Ausläufern des Himalayas, quer durch Wälder und Wiesen, entlang des türkisfarbenen Jinsha-Flusses (einem Nebenarm des Jangtse) und mit den letzten paar Kilometern ununterbrochenen atemberaubenden Ausblicken auf die Bergtäler, mit Baoshan in der Ferne, das vollständig an einer riesigen Felswand gebaut ist. Mein beruhigender Gedanke, dass die Route von hoch nach niedrig führt und also vermutlich wenig Steigungen und Klettereien enthält, muss ich bald korrigieren. Nach der x-ten steilen Abfahrt habe ich das Gefühl, dass meine Zehen jeden Moment durch die Spitze meiner Schuhe drücken. Und weil ich mich groß darstellen möchte und nicht ständig um Hilfe bitten will, rutsche ich manchmal sitzend nach unten, während ich versuche, Herrn He's erstaunten Blick zu ignorieren. Könnte ich ihm doch nur erklären, dass wir solche Landschaften in unserem flachen Holland nicht kennen!
Ohne Herrn He hätte ich diese Route nicht bewältigen können. Er kennt das Gebiet wie seine Westentasche, und manchmal muss er mich über kleine Flüsse heben und bei steinigen Abfahrten helfen. Meistens geht er ein Stückchen vor mir: einige Pfade sind völlig verwildert und kaum sichtbar. Herr He räumt den Weg frei, und manchmal helfe ich ihm, umgefallene Bäume vom Pfad zu rollen. Während unseres stundenlangen Abstiegs nach Baoshan sehe ich die Farben um mich herum langsam wechseln: von Gelb, Rot und Braun hoch in den Bergen bis hin zu Grün in den Tälern. Glücklicherweise hat Herr He es nicht eilig: nach jeder Kurve finde ich die Ausblicke noch schöner, und meine Kamera kommt kaum zur Ruhe.
Ein wenig aufladen, abschalten, einen Ruhepunkt schaffen, um alles gut auf sich wirken zu lassen. Ich halte das für ein unverzichtbares Element einer Reise. So verbrachte ich selbst einige Tage im Naxi-Bergdorf Wumu, nicht einmal 15 Kilometer von Baoshan entfernt und ebenfalls an der Jinsha gelegen. Sie können von Baoshan nach Wumu mit dem Boot, zu Fuß (eine herausfordernde Wanderung von 6 Stunden durch die Berge) oder auf einem Umweg mit dem Auto gelangen.
Erwarten Sie in Wumu kein Liegestuhl am Pool, keinen Zimmerservice oder eine Cocktailbar. Aber dafür: eine fantastisch gelegene, bodenständige Ecolodge mit einer Terrasse, die über das Dorf, das Wumu-Tal voller Tabakplantagen und Maisfelder und den Fluss ganz unten blickt. Außerdem können Sie dort köstlich essen. Die lokalen Spezialitäten sind Schinken, Walnüsse und Honig, aber wundern Sie sich nicht, wenn plötzlich ein Teller Belgische Pommes zwischen den lokalen Gerichten steht. Das Initativ für diese Ecolodge stammt von einer flämischen Frau, die einen Dorfbewohner aus Wumu geheiratet hat und aus Liebe hierher gezogen ist.
Während meiner Reise durch Yunnan bin ich auf die Dienste von lokalen Guides und Fahrern angewiesen und übernachte und esse in Unterkünften, die von den Dorfbewohnern selbst betrieben werden, wie in Baoshan und Wumu. Und das fühlt sich gut an: Auf diese Weise gelangt mein Geld ohne Umwege zu den Menschen, die es verdienen und benötigen.
So schlafe ich in Baoshan bei der Familie Shi. Die Familie Shi besteht aus dem Vater, der großen Schwester und der kleinen Schwester. Der Vater ist ein alter Mann, seine Frau ist verstorben. Die kleine Schwester ist taubstumm und ohne Partner. Die große Schwester ist verheiratet, aber ihr Mann lebt mit ihrer Tochter in der großen Stadt Lijiang, damit das Mädchen zur Schule gehen kann. Bald wird klar, dass dieses Gästehaus komplett von der großen Schwester betrieben wird, die gleichzeitig auch für ihren Vater und die kleine Schwester sorgen muss. Was für eine harte Arbeit!
Abends darf ich im Innenhof mit Aussicht bei Opa und den Schwestern Platz nehmen. Die Schalen mit Kartoffeltörtchen, scharf gewürztem Schweinefleisch und süß-saurer Salat stehen bereits auf dem Tisch. Und dann ist der Abend komplett: Herr He zeigt seinen Kopf um die Ecke und auch er setzt sich für ein selbstgebranntes (starkes) Getränk dazu. Und da schlafen wir wie Ochsen.
All diese Orte finden Sie in dieser Beispielreise:
Aktive Wanderreise Yunnan
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